Berichte & Fotos

21.03.2022

Talk im Tower

Weniger Glamour, dafür viel Praxiserfahrung: Marketing-Club bot Preisträgern zweite Bühne

Die große Bühne war den Gewinnern des 8. Ortenauer Marketingpreises bereits bei der Gala-Veranstaltung im November 2021 gewährt. Jetzt führte das Veranstaltungsformat „Talk im Tower“ nochmals alle Gewinner zusammen – zwar nicht in den Hubert Burda Media Tower, wie der Name vermuten lässt, dafür ins Forum am Rhein. Ein Forum war die von SWR-Redakteur Martin Seidler moderierte Podiumsdiskussion dann auch tatsächlich: ein Marktplatz großartiger Ideen und überraschender Erfolgsgeschichten aus erster Hand.

Marketing-Club-Präsident Duschan Gert freute sich bei seiner Begrüßung sichtlich auf das, was man im Marketing „Storytelling“ nennt – das Erzählen von Geschichten, die fesseln: „Großartig, dass wir das heute Abend auch mal wieder mit echter Begegnung erleben dürfen.“

Den Anfang im Geschichten-Erzählen machte Julian Pfeil. Er berichtete von der Arbeit im Förderverein „Lernen fördern“ der Albert-Schweitzer-Schule in Kehl, für die der Marketing-Club den Ehrenpreis verlieh. Er betonte, wie sehr die Kinder unter der Pandemie, unter dem Krieg in der Ukraine und unter den Herausforderungen durch Umweltbelastungen leiden: „Jeder Mensch will seine Selbstwirksamkeit spüren – auch Kinder. Wir haben in zwei Buchprojekten die Möglichkeit geschaffen, dass Kinder erkennen, was sie selbst zur Bewältigung der Klimakrise beitragen können.“ Dass solche Projekte Zuschussgeber finden – das ist die Aufgabe des professionellen Fundraisers Julian Pfeil, der an diesem Abend auch einen kurzen Abriss seines Metiers beisteuerte: „Fundraisingprojekte funktionieren nur, wenn sie das Potenzial haben, Menschen zu begeistern.“

Das schafft seit geraumer Zeit auch Dominic Müller, Inhaber des Hotel Restaurant Ritter in Durbach, dem es in der von Personal-Abwanderung gebeutelten Branche gelingt, nicht nur neue „Glücksritter“ zu rekrutieren – er hält sie auch. Für dieses HR-Konzept erhielt das Hotel Ritter den Ortenauer Marketingpreis 2021 in der Kategorie „Mittelständische Unternehmen“ und jetzt auch noch den Hospitality HR Award der Deutschen Hotelakademie. Personalmanagerin Alexandra Löchte verriet auf dem Podium das Geheimrezept: „Nähe zu den Mitarbeitern, eine für die Branche unüblich verlässliche Personaleinsatzplanung sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance.

Work-Life-Balance scheint beim Architekten Jürgen Grossmann nur schwer vorstellbar: Mit 39 Gesellschaften bzw. Firmen hat er eine imposante Firmengruppe erschaffen, die auch die Größe hat, einen Badischen Architekturpreis ins Leben zu rufen. Für diesen wurde der erfolgreiche Architekt mit dem Marketingpreis 2021 für kleine mittelständische Unternehmen ausgezeichnet. „Ich wollte mit diesem Badischen Architektur Preis eine Möglichkeit schaffen, wirklich etwas für die Architektur zu tun und alle Bürger mit einbeziehen. Es sollte kein Preis für Insider werden“, erklärte er seine Motivation. Die Tatsache, dass bereits bei der ersten Auslobung des Preises 240 Bewerbungen eingingen, gibt Jürgen Grossmann Recht – und der Jury ebenfalls.

Beim Thema Bewerbungen (vor allem von potenziellen Auszubildenden) hatte Melanie Allgaier an diesem Abend Erstaunliches beizutragen. Die Geschäftsführerin der Offenburger Agentur Taktgeber GmbH erläuterte das Erfolgskonzept des hybriden Azubi-Recruitings „Dein Ding #läuft“. Diese Kampagne wurde beim Ortenauer Marketingpreis 2021 in der Kategorie Kleinunternehmen ausgezeichnet. Ihr Rat: „Holen Sie die Jugendlichen in den sozialen Netzwerken ab, arbeiten Sie mit Influencern und Musikern zusammen, nutzen Sie eine crossmediale Ansprache.“ Auch sieht sie Potenzial, mit dem von Taktgeber geschaffenen „Business Tinder“ auch in anderen Regionen aktiv zu werden.

Wie die Pandemie bestimmte Kommunikationskanäle killte und dafür Kommunikationsteams in Richtung „Digital“ trieb, davon berichtete Thorsten Erhardt, Marketingleiter beim Wohnmobilhersteller Bürstner: „Messen waren 2020 plötzlich nicht mehr möglich. Wir sparten zwar 50 Prozent Marketing-Budget, einen Ersatz brauchten wir aber dennoch.“ Sein Team switchte um und entwickelte eine konsequent durchdachte digitale Kampagne zur Einführung der „neuen Kompakten“, einer neuen Range alltagstauglicher Wohnvans. Die Kampagne wurde ein großer Erfolg und den Ortenauer Marketingpreis in der Kategorie Großunternehmen gab es auch dafür. Und wie geht es künftig weiter? Bürstner werde weiter auf Messen setzen, so Erhardt, aber auch die Digitalvermarktung werde bleiben.