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07.06.2021

Podiumsdiskussion „Talk im Lager“

„Talk im Tower“ mit dem Marketing-Club Ortenau/Offenburg: Wie sechs Entscheider aus der Krise eine Chance machten

Was tun, wenn das Geschäftskonzept in den Grundzügen erschüttert wird? Und wie geht man aus einer solchen Krise gestärkt hervor? Darüber diskutierten sechs Entscheider im Rahmen einer Veranstaltung des Marketing-Clubs Ortenau/Offenburg: Vorstandsmitglied Daniel Kühn (ESI e.V.), Schauspielerin Alexandra Kamp (Hamburger Kammerspiele), Sternekoch Peter Scharff, Geschäftsführerin Katharina Scheer (Familienbrauerei Bauhöfer), Direktor der Max Grundig Klinik Prof. Dr. Curt Diehm sowie CEO Kai Boris Bendix (ADA Cosmetics International). Moderiert wurde der „Talk im Tower“, der zum zweiten Mal digital stattfinden musste, von SWR-Landesschau-Moderator Martin Seidler. In einem waren sich alle Podiumsteilnehmer einig: Auch am tiefsten Punkt einer Krise sollte man stets ein Ziel vor Augen haben.

 

„Du brauchst ein zweites, sogar ein drittes Standbein“

 

Für ADA Cosmetics International, Hersteller für Hotelkosmetik, brach mit Corona ein Hauptbestandteil des Umsatzes fast gänzlich ein. „Die Stärken, die das Unternehmen immer ausgemacht haben, wurden von heute auf morgen wegrasiert“, berichtete Kai Boris Bendix, der erst im Juni des vergangenen Jahres, mitten in der Pandemie, die Stelle des CEOs antrat. Seine Lehre aus dieser Zeit: „Uns wurde relativ schnell klar, dass man auf einem Bein nicht so gut laufen kann.“ Es bräuchte mindestens ein zweites, sogar ein drittes Standbein, um stärker gegenüber zukünftigen Krisen gewappnet zu sein. Im Zuge dessen gründete ADA Cosmetics ein weiteres Unternehmen, das in kleinere Brands investieren und diesen damit den Zugang zur Welt der Hotellerie ermöglichen wird. „Damit haben wir uns unser eigenes, kleines Zielfoto kreiert.“ Für Bendix ein wichtiger Antrieb in Zeiten der Krise. „Jedes Unternehmen braucht diese Motivation – das ist ein schönes Ziel, da möchte ich hin!“

 

Wie die Hotellerie wurde auch die Veranstaltungsbranche hart von der Krise getroffen. Schauspielerin Alexandra Kamp war bis zum Ausbruch der Pandemie bei den Hamburger Kammerspielen engagiert – mittlerweile folgen ihr rund 5000 Menschen auf der App „Clubhouse“. Dort öffnet sie nicht nur Chatrooms mit internationalen Künstlern und präsentiert Poesie, sondern bietet auch öffentliche Proben ihrer Theaterstücke an: „Ich wusste damals schon, dass ich ‚Gut gegen Nordwind‘ mit Ralf Bauer spielen werde. Da dachte ich: Warum machen wir nicht einfach eine öffentliche Probe via Clubhouse?“ Daraus entstand wenig später die Idee, Theater über Zoom anzubieten. Alexandra Kamp: „Das hat nicht nur dazu geführt, dass ich wieder arbeiten kann – gleichzeitig kann ich auch den Menschen das Schauspiel wieder näherbringen.“

 

Ebenso hart vom Einbruch der Veranstaltungsbranche getroffen wurde Katharina Scheer, Geschäftsführerin der Familienbrauerei Bauhöfer. „Im ersten Moment war es ein einziges Drama. Wir hatten von heute auf morgen einen ganzen Sack voll Sorgen mehr“, berichtete die 27-jährige. Die Devise für sie und ihre 35 Mitarbeiter lautete dann jedoch schon sehr bald: Jetzt erst recht! Es folgte ein Markenrelaunch mitten in der Pandemie. „Das hat uns allen eine Perspektive gegeben. Wir wollten nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern ein Ziel verfolgen.“ In der Krise sei man gezwungen worden, neue Wege zu gehen und über den eigenen Tellerrand zu schauen.

 

Mit dem richtigen Fokus und Demut aus der Krise

 

Neue Wege sowie ein klares Ziel – das war auch für den früheren Sternekoch Peter Scharff der Weg aus der Krise. Seine Umsatzfelder in der Kochschule, im Catering sowie im Private Cooking fielen durch die Pandemie aus, dazu kamen gleich mehrere private Schicksalsschläge. Dennoch ging er aus der Pandemie gestärkt hervor: Im vergangenen Jahr entwickelte er nicht nur ein eigenes Open-Air-Festival inklusive hochwertiger kulinarischer Begleitung, sondern auch eine eigene Gewürzkollektion. „Ich brauche irgendwas, mit dem ich Umsatz machen kann, wenn der Laden mal zu ist. Ich wollte meine eigene Philosophie, meinen eigenen Geschmack. Die Pandemie hat mir die Konzentration aufs Wesentlich gelehrt – verbunden mit einer großen Portion Demut.“

 

Auch Daniel Kühn, Geschäftsführer der Kuehnmedia GmbH, hat durchaus auch Positives aus der Pandemie gezogen: „Die Menschen werden zukünftig auf eine ganz andere Art und Weise kommunizieren – was durchaus positiv ist. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass Events und Veranstaltungen schnell wieder zurückkehren und wir uns wieder in den Armen liegen können.“ Er selbst arbeitet als Vorstandsmitglied des in der Pandemie gegründeten ESI e.V. an einem Siegel, das Veranstaltungen aller Art eine Durchführung mit allen gesundheitlichen Sicherheitsvorkehrungen attestiert. Die 20 Mitglieder, bestehend aus Agenturen und Unternehmen aus dem Offenburger Raum, wollen damit Events so bald wie möglich wieder erlebbar machen. Kühn: „Gerade in der Pandemie hatten wir die Zeit, uns anderen Dingen zu widmen. Als Verantwortlicher einer Videoproduktions-Firma geht es für mich natürlich auch darum, Sicherheit zu gewährleisten. Das ist auch das Ziel des Vereins und des Siegels.“

 

Eine medizinische Sicht auf die Pandemie lieferte Prof. Dr. Curt Diehm. Der Direktor der Max Grundig Klinik in Baden-Baden zog vor allem große Lehren aus dem Umgang mit der Pandemie: „Wir müssen in Zukunft besser beraten sein. Gleichzeitig haben wir gelernt, auf unsere psychische Gesundheit zu achten.“ Es benötige keinen Flug nach New York mehr, um an einer einstündigen Konferenz teilzunehmen. Demut sei auch für ihn das Stichwort: „Dadurch haben wir weniger Stress, weniger Profilneurosen. Das ist etwas hochgradig Positives für Unternehmen.“