Cassandra Hoermann: Mitarbeitergewinnung im Hypergrowth

Digitalveranstaltung

Beginn um 18:30 Uhr

Eine Cassandra, der man beim Marketing-Club gerne glaubte

Wer Cassandra heißt und einen Vortrag hält, muss wohl damit leben lernen, dass sofort eine der tragischen Heldinnen der griechischen Mythologie bemüht wird: die wunderschöne Tochter des trojanischen Königs Priamos, deren Weissagungen niemand Glauben schenken mochte…

Anders beim Marketing-Club Ortenau/Offenburg. Dort lauschten die Mitglieder bei der ersten Vortragsveranstaltung des Jahres zwar online, aber dennoch mit ungeteilter Aufmerksamkeit Cassandra Hoermann. Sie trug als Head of People Experience bei Personio vor. Und wer auf ihrem LinkedIn Profil nach ihr sieht, erblickt als Zusatz zu ihrer Berufsbezeichnung: „We’re hiring!“. Wir stellen ein. Genau das kann sie, macht sie und damit war sie dann auch reif für einen Vortrag bei den Profi-Marketers der Ortenau.

Cassandra Hoermanns Arbeitgeber Personio will nichts Geringeres werden als das „SAP für Personalabteilungen“. Das Geschäftsmodell des 2015 gegründeten Münchener Unternehmens: eine digitale Plattform zum Verwalten und Rekrutieren von Mitarbeitern. Personio ist auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen – und wurde nebenbei erst einmal zu einem der wertvollsten Start-Ups Europas. Bewertung: Mehr als 1 Milliarde Euro! Damit ist Personio ein Einhorn. Das wiederum ist auch schon fast mythologisch und macht Cassandra Hoermann zu einer Person, der man ganz besonders gerne zuhört. Ihr Thema am Clubabend: Wie schafft man es, innerhalb weniger Monate die Zahl der eigenen Mitarbeiter von rund 130 auf 1286 zu vergrößern? Genau das ist Personio gelungen. Für die Mitglieder des Marketing-Clubs Ortenau/Offenburg brachen am Montag abend rund 1,5 Stunden pralles Lernen mit einer Menge Dos und Don’ts an.

Was früher Mitarbeitergewinnung hieß, wird heute Recruiting genannt und aus der Personalabteilung wurde Human Ressources. Die Quellen menschlicher Fähigkeiten wollen gut gepflegt sein – und deshalb mindestens so gut behandelt werden (wenn nicht besser) als eine echte Marke. Wer passende Mitarbeiter für sein Unternehmen gewinnen will, sollte die Markenarbeit auf die Personalsuche übertragen: „Potenzielle Mitarbeiter zu begeistern, ist genau so anspruchsvoll, wie Kunden zu begeistern – und genau so wichtig“, appelierte Hoermann. Das Storytelling, die Kommunikation von Werten und Sinnhaftigkeit, aber vor allem das akribische Achten auf Glaubwürdigkeit ist laut Hoermann das, was beim Recruiting zündet: „Wir haben einen Arbeitnehmer-Markt. Die Menschen suchen sich aus, bei wem sie arbeiten wollen. Und wenn die Lücke zwischen Versprechen und Realität zu groß wird, sind die Menschen wieder weg“, fasste sie zusammen.

Cassandra Hoermann wäre darüber hinaus nicht „Head of People Experience“ bei einem erfolgreichen Software-Unternehmen, plädierte sie nicht gleichzeitig für mehr Digitalisierung bei der Mitarbeitergewinnung: „Es darf nicht passieren, dass Sie einem Bewerber vom Dezember im Februar noch immer nicht geantwortet haben! Achten Sie auf schnelle Prozesse, seien Sie dennoch emotional, werden Sie persönlich und seien Sie transparent – denn man begegnet sich immer zweimal.“ Selbst für die Suche solch seltener Spezies wie Software-Entwickler hat sie ein Rezept: „Gehen Sie dorthin, wo diese Leute sind. Und damit vielleicht auch mal in die Ukraine oder nach Brasilien. Und geben Sie ihnen das Gefühl, dass sie in Ihrem Unternehmen echte Probleme lösen können. Genau das wollen diese Menschen nämlich!“

Clubpräsident Duschan Gert fasste zusammen, was sich wohl viele der Clubmitglieder beim Vortrag dachten: „Viele Unternehmen wissen offensichtlich nicht, wie potenzielle Mitarbeiter wirklich denken. Dem müssen wir mehr Aufmerksamkeit schenken!“