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13.02.2023

Content-Marketing – Ist das Kunst oder kann das weg?

Hey, Herr Hey! Das war laut und gut!

Nils-Peter Hey provozierte Marketing-Fachleute und zugleich auch ihre Klientel beim Februar-Vortrag des Marketing-Clubs Ortenau/Offenburg. Das Publikum war amüsiert und nahm wertvolle Regeln mit.

Er war laut. Er war direkt. Und er war beeindruckend. Nils-Peter Hey ist Inhaber der Unternehmensberatung „Fischfell“. Was aber viel wichtiger ist: Er ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Marketing und Wirtschaftskommunikation. Und in genau dieser Funktion beeindruckt er die Gäste des Marketing-Clubs Ortenau/Offenburg bei deren Februar-Vortragsveranstaltung im Hubert Burda Media Tower mit dem Titel: „Content Marketing – Ist das Kunst oder kann das weg?“

Ein Vortrag in einem Marketing-Club von einem, der die Marketer eigentlich ziemlich auf der Latte hat – ob das gut gehen kann? Wenn Nils-Peter Hey ihn hält, dann schon. Habe er doch solch ein Verhältnis zum Thema Marketing wie das eines Gynäkologen zu Casanova: „Ich gucke genau hin“. Was er dabei meistens sieht: Übertreibung. Hochstapelei. Denn: „Marketingleute können unfassbar gute Geschichten erzählen. Deshalb sind sie auch auf Platz 3 der beliebtesten Berufe. Allerdings von hinten! Leider ist es so, dass ihre Kunden wenig bis gar keine Ahnung haben. Und dann werden ihnen Stunden und Manntage berechnet, für die keiner nachvollziehen kann, was eigentlich geleistet wurde“. Nun, wenn Nils-Peter Hey das sagt, dann glaubt man ihm das.

Der Münchener ist schließlich immer dann der Gutachter der Wahl, wenn Agenturleute sich mit ihren Kunden vor Gericht treffen. Der häufigste Grund: Der eine glaubt, dass der andere zaubern kann. Der andere ist hingegen nicht wirklich mehr in der Lage, ein tragfähiges Marketingkonzept zu schreiben. Sondern: Er labert. Und nennt das dann Content-Marketing. Das hat Nils-Peter Hey in dieser Deutlichkeit zwar nicht gesagt. Aber wer seinem atemberaubend schnellen Vortrag folgte, der hatte schnell raus, dass er es gemeint hatte: Wer in Marketing-Buzzwords spricht, wer Adjektiv-Schlachten schlägt, und wer den Content zum King erhebt, ohne wirklich sagen zu können, wie denn die Krone dieses Königs eigentlich aussieht – vor dem sollte ein potenzieller Auftraggeber die Flucht ergreifen.

Das Publikum ergötzte sich an der verbalen Hetzjagd des Nils-Peter Hey auf die Agentur-Kreativen der Republik. Und denen im Publikum, denen eine Agentur gehört bzw. die für eine arbeiten, schrieb er gleich ein paar Regeln ins Stammbuch: Lernen Sie Marketing und Marken-Führung besser verstehen – am besten, indem sie Hans Domizlaff lesen. Hoch-Scheitern ist erwünscht. Und – mit Blick auf ChatGPT – hüte Dich vor dem Content-Infarkt und der Mittelmäßigkeitsfalle!

Nils-Peter Heys Plädoyer für die gute alte Reichweite („Digital hat gar keine eigene Reichweite!“) und seine polterige Art waren die Erfrischung zum Wochenstart. Und sein Merksatz „Erfolg im Marketing heißt: Mehr halten als man verspricht. Und das ein Leben lang“ wurde durchaus goutiert, bevor es dann zum gemütlichen Beisammensein überging.