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10.10.2022

Kunde und Handel der Zukunft

Mit David Borst erfolgreich in die Zukunft geblickt

Keine Glaskugel, keinen Kaffeesatz. Nicht einmal Tarotkarten! Und trotzdem hielten die Gäste des Marketing-Club Ortenau/Offenburg den Atem an, als David Borst vortrug. Der Zukunftsforscher war auf Einladung des Clubs der Redner des Monats September im Hubert Burda Media Tower – und sorgte mit seinem Blick in die Zukunft für kontroverse Diskussionen.

Die Angst vor der Zukunft zu nehmen – das gehört durchaus zum Auftrag von David Borst. Der Zukunftsforscher, Startup Gründer, Investor und Company Builder kann sich Angst vor der Zukunft bei diesem Berufsbild ja auch nicht leisten… Sein Blick auf die nächsten 100 Jahre – „So lange werden ihre Kinder leben, wenn sie heute geboren sind“ – irritierte. Er gab Anlass zur Diskussion und wurde trotz seiner Pointiertheit von David Borst selbst immer wieder ins Positive gedreht – was die Zuhörer Hoffnung schöpfen ließ.

„Tim Draper ist einer der wichtigsten Investoren weltweit. Menschen wie er bestimmen durch ihr Investitionsverhalten, wie unsere Zukunft aussehen wird. Seine drei wichtigsten Investitionsfelder: Blockchaintechnologie – das >New Gold<; Immortality, also Unsterblichkeit, und Space Travel – Weltraumreisen“, zählte David Borst auf. Unter den Zuhörern dürfte es nicht allzu viele gegeben haben, die Tim Drapers Beispiel bereits folgen, und ihr Vermögen auf Bitcoins, Übertragung des menschlichen Gehirns auf eine Festplatte und Reisen zum Mond verteilt haben. Dennoch machte David Borst glaubhaft deutlich, dass man durchaus ablesen kann, wo in einigen Jahrzehnten die Musik spielen wird – man darf einfach immer noch ins Silicon Valley blicken. Aber vor allem sollte man den Pfad der Dichter und Denker verlassen, deren Haltung sich laut David Borst deutlich unterscheide von der der Entscheider in technologiegetriebenen Branchen: „Der Raum zwischen diesen Denkmodellen ist das so genannte Reality Gap“, erläuterte David Borst und meinte eigentlich nichts Geringeres als: Wer old school denkt („Alles wird schlimm!“) wird vermutlich weniger zu den Gewinnern gehören als die, die in Tel Aviv, Berlin und eben im Silicon Valley es preisen, wenn Ersatzteil-Organe aus dem 3-D-Drucker, Gen-Analyse und Gen-Reparatur  an der Tür unseres Lebens anklopfen.

Die Szenarien, die David Borst aufzeigt, sind spannend, atemberaubend, überwältigend. Immer wieder mahnte er: „Urteilen Sie nicht so schnell!“. Zu Recht tat er dies. Denn tatsächlich bringt Big Data von der superfrühen und genauen Diagnose in der Medizin bis zur „Predictive Society“ (einer Gesellschaft, in der dank Echtzeit-Daten Schnelligkeit und Individualität eine Verschmelzung eingehen und Dienstleistungen möglich machen, für die uns heute noch die Phantasie fehlt) auch viele wunderbare Veränderungen in unser aller Leben. Der Sprach-Bot, der den Friseurtermin arrangiert, ist dabei nur eine Kleinigkeit.

Natürlich waren es Themen wie Datenschutz und Ethik, die sich auch an diesem Vortragsabend rasch in den Vordergrund stellten. Sie waren es dann auch, die dafür sorgten, dass der Abend noch lange fortdauerte mit reichlich Gesprächsstoff und Gelegenheit zum Meinungsaustausch.